TANZ UND AUDIODESKRIPTION

mit Bernd Hettlage und Melanie Hambrecht

TANZ.MEDIA TUTORIALS II

– WS#2 in MAINZ und WS#6 in BREMEN –

KONTEXT:

Unsere Kooperationspartner für den Workshop „TANZ UND AUDIODESKRIPTION“ in MAINZ waren die TANZPLATTFORM DEUTSCHLAND 2022, das STAATSTHEATER MAINZ und das INSTITUT FRANÇAIS

In Bremen waren es der Literaturverein Bremen, der uns die Tagungsräume des Pressehauses im Schnoorl zur Verfügung stellte.

Workshopleiter Bernd Hettlage und Melanie Hambrecht

„Worum geht’s?“

Audiodeskriptionen sind gesprochene Beschreibungen des Geschehens – allen voran visuellen Elementen – auf Bühnen oder Bildschirmen. Insbesondere im Tanz ist diese live Deskription eine Möglichkeit, Projekte für blinde oder sehbehinderte Menschen zugänglich zu machen. Darüber hinaus kann eine Deskription die eigene choreografische Praxis neu begreifen lassen: Was soll wann wahrnehmbar sein, wie benannt werden und kann die Deskription auch ein künstlerisches Element in der Arbeit werden?
Ziel des Workshops ist es, Grundlagen der Audiodeskriptions-Methode und den Umgang mit dem technischen Equipment zu erlernen, sowie sich gemeinsam im Deskribieren zu üben.

Der Workshop wendet sich an Choreograf*innen, Tänzer*innen sowie Interessierte aus dem Bereich Tanz und Journalismus.
Idealerweise verfügen Teilnehmer*innen dieses Workshops über gute sprachliche Fähigkeiten, sind mit Tanz, Theater und Performance im Allgemeinen vertraut und neugierig auf die improvisierte Deskription von Live-Performances in Echtzeit ohne vorgegebenes Drehbuch.

LERNINHALTE

Lerninhalte: – Einführung in die Audiodeskription – Grundlagen und Regeln der Audiodeskription mit praktischen Beispielen – Vorstellen der verschiedenen Anwendungsbereiche: TV, Kino, Theater, Live AD etc. – Die Teilnehmenden erstellen Audiodeskriptionen anhand von Filmausschnitten bzw. von mitgeschnittenen Tanzstücken, mit anschließendem Feedback – Die Teilnehmenden versuchen sich in kurzen Live-ADs zu einem Ausschnitt eines Tanzstücks mit anschließendem Feedback – Ausblick auf den Audiodeskriptions-Markt.

Für mich war die Erfahrung faszinierend, die Begeisterung unserer nichtsehenden Dozentin im Verlauf unserer Workshops zu erleben, die noch niemals in ihrem Leben ein Tanzstück live „sehen“ durfte. – Klaus Dilger

  • Über Bernd Hettlage

    Bernd Hettlage wurde in Karlsruhe geboren und wuchs im Nordschwarzwald auf. Er lebt mit seiner Familie in Berlin und ist als Filmbeschreiber und Schriftsteller tätig. Zuvor betätigte sich Hettlage als Antiquitätenhändler, Tennisplatzbauer, Theaterbeleuchter und über 15 Jahre lang als Journalist und Redakteur bei Tageszeitungen und Magazinen. Auf zahlreichen, teils langen Reisen besuchte er Asien, vor allem Indien. Seit 2013 ist er Verfasser, Redakteur und Tonregisseur von Filmbeschreibungen für Kino, Fernsehen und Filmfestivals. Als Schriftsteller veröffentlichte er bislang vier Romane und einen Erzählband sowie Kurzgeschichten in Anthologien und Zeitschriften. Sein Thriller „Das Geheimnis von Karlsruhe“ befindet sich inzwischen in der 4. Auflage. Zuletzt erschien im März 2022 im Gmeiner Verlag „Berlinopoly“, der zweiter Band  seiner Neukölln-Reihe um den ermittelnden Trödler Jan Keppler.

     

  • Über Melanie Hambrecht

    Im Bereich Audiodeskriptionen ist Melanie Hambrecht seit 2016 tätig. Zu Beginn hatte sie als blinde Prüfperson Abnahmen von Audiodeskriptionen anderer Autoren für das ZDF durchgeführt. Sie merkte schnell, dass sie selbst kreativ werden, und an Stelle ihres Jobs als Fremdsprachenassistentin am Max-Planck-Institut im Büro, zukünftig viel lieber an inklusiven Kulturangeboten mitwirken wollte. Sie nutzte die Corona-Zeit um sich bei Anke Nicolai und Bernd Benecke fortzubilden. Jetzt arbeitet sie zu 50 Prozent als Schriftdolmetscherin für überwiegend hörgeschädigte Menschen und zur anderen Hälfte als Autorin für Audiodeskription im Assistenzmodel. Das bedeutet, sie schreibt Audiodeskriptionen zu Filmen, Dokumentationen, Musiktheatern selbst, im Team, mit einer sehenden Person, als Assistenz.

    In ihrer Freizeit startet sie gerade einen Podcast über die Erlebnisse, als nicht sehende, Abenteuer liebende Träumerin, alleine in einen Camper zu ziehen.

    Als seit Geburt blinde Schülerin hat sie lange integriert Regelschulen besucht und ist jetzt selbst überwiegend für Kunden mit Behinderungen tätig. Ihre Erfahrungen teilt sie immer sehr gerne in lebendigen Workshops zu den Themen Inklusion, Sensibilisierung, Blindheit, mit vielen Interaktions- und Selbsterfahrungsanteilen.

Fazit:

Audiodeskription vermag neue Zugänge zu schaffen

 

Über AD: Die Audiodeskription (AD) ermöglicht blinden und sehbehinderten Menschen den Zugang zu visuellen Elementen – Bewegung, Kostüme, Kulissen, Gesten, Mimik, Objekten und anderen visuell kommunikativen Elementen – einer Theater-, Tanz- oder Livekunstperformance, Fernseh-/Filmvorführung und Museumsausstellung. Dabei ist die Audiodeskription (kurz: AD) in der Regel ein Live-Audiotrack, der von einem*r professionellen Audiodeskribierer*in eingesprochen und durch ein drahtloses Headset-System an Gäste mit Sehbehinderungen übertragen wird; der Dienst kann auf Wunsch auch vorab aufgezeichnet werden.

Audiodeskription als künstlerisches Element

 

Audiodeskriptionen sind gesprochene Beschreibungen des Geschehens – allen voran visuellen Elementen – auf Bühnen oder Bildschirmen. Insbesondere im Tanz ist diese live Deskription eine Möglichkeit, Projekte für blinde oder sehbehinderte Menschen zugänglich zu machen. Darüber hinaus kann eine Deskription die eigene choreografische Praxis neu begreifen lassen: Was soll wann wahrnehmbar sein, wie benannt werden und kann die Deskription auch ein künstlerisches Element in der Arbeit werden?

Ergebnis: AUS NEUER SICHT KANN NEUES ENTSTEHEN

Als wir uns in der Konzeptionsgruppe entschlossen hatten, Audiodeskription im Tanz anzubieten, war unsere erste Motivation, möglicher Weise unsere Sprache für die Übersetzung des Tanzes in Worte anzureichern. Entstanden ist bei allen Teilnehmenden eine neue Achtsamkeit, diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die hierfür unserer Achtsamkeit bedürfen. – Gilt dies nicht auch für die Tanzkunst?

Audiodeskription ist ein Zukunftsfeld für Tänzerinnen und Tänzer in einer zweiten Karriere, ebenso wie für tanzjournalistinnen und -journalisten als zweites karrierestandbein 

Dokumentation – Klaus Dilger

Texte: Klaus Dilger, Bernd Hettlage, Martina Burandt

Video „TEN CHI“ Tanztheater Wuppertal Pina Bausch: Klaus Dilger

Text, Fotos und Konzept: Klaus Dilger

Weitere Fotos: SPHYNX – Staatstheater Mainz

Photo Bernd Hettlage: Joerg Donecker

Photos TEN CHI – Klaus Dilger

Redaktion und Editing: DANSEmedia | berlin