Mainz – Workshop #2: Tanz und Audiodeskription
Autor|in: Klaus Dilger
Veröffentlichung: 24. April 2022

DER WORKSHOP FINDET VOM 16. BIS 19.JUNI IN MAINZ STATT

Im Rahmen des Tanzkongress 2022

Workshopleiter:   Bernd Hettlage (sehend) und Melanie Hambrecht (nicht sehend) –

mit Beteiligung von „gravity“

 

Audiodeskriptionen sind gesprochene Beschreibungen des Geschehens – allen voran visuellen Elementen – auf Bühnen oder Bildschirmen. Insbesondere im Tanz ist diese live Deskription eine Möglichkeit, Projekte für blinde oder sehbehinderte Menschen zugänglich zu machen. Darüber hinaus kann eine Deskription die eigene choreografische Praxis neu begreifen lassen: Was soll wann wahrnehmbar sein, wie benannt werden und kann die Deskription auch ein künstlerisches Element in der Arbeit werden?
Ziel des Workshops ist es, Grundlagen der Audiodeskriptions-Methode und den Umgang mit dem technischen Equipment zu erlernen, sowie sich gemeinsam im Deskribieren zu üben.

Der Workshop wendet sich an Choreograf*innen, Tänzer*innen sowie Interessierte aus dem Bereich Tanz und Journalismus.
Idealerweise verfügen Teilnehmer*innen dieses Workshops über gute sprachliche Fähigkeiten, sind mit Tanz, Theater und Performance im Allgemeinen vertraut und neugierig auf die improvisierte Deskription von Live-Performances in Echtzeit ohne vorgegebenes Drehbuch.

Über AD: Die Audiodeskription (AD) ermöglicht blinden und sehbehinderten Menschen den Zugang zu visuellen Elementen – Bewegung, Kostüme, Kulissen, Gesten, Mimik, Objekten und anderen visuell kommunikativen Elementen – einer Theater-, Tanz- oder Livekunstperformance, Fernseh-/Filmvorführung und Museumsausstellung. Dabei ist die Audiodeskription (kurz: AD) in der Regel ein Live-Audiotrack, der von einem*r professionellen Audiodeskribierer*in eingesprochen und durch ein drahtloses Headset-System an Gäste mit Sehbehinderungen übertragen wird; der Dienst kann auf Wunsch auch vorab aufgezeichnet werden.

Workshopinhalte
Lerninhalte: – Einführung in die Audiodeskription – Grundlagen und Regeln der Audiodeskription mit praktischen Beispielen – Vorstellen der verschiedenen Anwendungsbereiche: TV, Kino, Theater, Live AD etc. – Die Teilnehmenden erstellen Audiodeskriptionen anhand von Filmausschnitten bzw. von mitgeschnittenen Tanzstücken, mit anschließendem Feedback – Die Teilnehmenden versuchen sich in kurzen Live-ADs zu einem Ausschnitt eines Tanzstücks mit anschließendem Feedback – Ausblick auf den Audiodeskriptions-Markt

 

Über Bernd Hettlage

Bernd Hettlage wurde in Karlsruhe geboren und wuchs im Nordschwarzwald auf. Er lebt mit seiner Familie in Berlin und ist als Filmbeschreiber und Schriftsteller tätig. Zuvor betätigte sich Hettlage als Antiquitätenhändler, Tennisplatzbauer, Theaterbeleuchter und über 15 Jahre lang als Journalist und Redakteur bei Tageszeitungen und Magazinen. Auf zahlreichen, teils langen Reisen besuchte er Asien, vor allem Indien. Seit 2013 ist er Verfasser, Redakteur und Tonregisseur von Filmbeschreibungen für Kino, Fernsehen und Filmfestivals. Als Schriftsteller veröffentlichte er bislang vier Romane und einen Erzählband sowie Kurzgeschichten in Anthologien und Zeitschriften. Sein Thriller „Das Geheimnis von Karlsruhe“ befindet sich inzwischen in der 4. Auflage. Zuletzt erschien im März 2022 im Gmeiner Verlag „Berlinopoly“, der zweiter Band  seiner Neukölln-Reihe um den ermittelnden Trödler Jan Keppler.

Über Melanie Hambrecht

Im Bereich Audiodeskriptionen ist Melanie Hambrecht seit 2016 tätig. Zu Beginn hatte sie als blinde Prüfperson Abnahmen von Audiodeskriptionen anderer Autoren für das ZDF durchgeführt. Sie merkte schnell, dass sie selbst kreativ werden, und an Stelle ihres Jobs als Fremdsprachenassistentin am Max-Planck-Institut im Büro, zukünftig viel lieber an inklusiven Kulturangeboten mitwirken wollte. Sie nutzte die Corona-Zeit um sich bei Anke Nicolai und Bernd Benecke fortzubilden. Jetzt arbeitet sie zu 50 Prozent als Schriftdolmetscherin für überwiegend hörgeschädigte Menschen und zur anderen Hälfte als Autorin für Audiodeskription im Assistenzmodel. Das bedeutet, sie schreibt Audiodeskriptionen zu Filmen, Dokumentationen, Musiktheatern selbst, im Team, mit einer sehenden Person, als Assistenz.

In ihrer Freizeit startet sie gerade einen Podcast über die Erlebnisse, als nicht sehende, Abenteuer liebende Träumerin, alleine in einen Camper zu ziehen.

Als seit Geburt blinde Schülerin hat sie lange integriert Regelschulen besucht und ist jetzt selbst überwiegend für Kunden mit Behinderungen tätig. Ihre Erfahrungen teilt sie immer sehr gerne in lebendigen Workshops zu den Themen Inklusion, Sensibilisierung, Blindheit, mit vielen Interaktions- und Selbsterfahrungsanteilen.

Über „gravity“ und Jess Curtis

Über Jess Curtis: Jess Curtis ist Choreograf und Performer und entwirft mit seiner Struktur Gravity mit Sitz in Berlin und San Francisco Performances; zudem gründete er mit Gravity die Initiative zur Ausbildung und Vermittlung von Audiodeskribierer*innen.

 

 

     

     

    Unterstützt durch DIEHL+RITTER/TANZPAKT RECONNECT, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Initiative NEUSTART KULTUR. Hilfsprogramm Tanz